Der Tag des 19. Juli 2020 war der kürzeste in der Geschichte der Beobachtung. Das liegt daran, dass sich die Erde plötzlich mit einer Rekordgeschwindigkeit um ihre Achse gedreht hat, berichten Wissenschaftler.
Die meisten Menschen denken, dass ein Tag der Dauer einer Umdrehung der Erde um ihre Achse entspricht, was genau 24 Stunden sind. Aber in Wirklichkeit ist es etwas komplizierter als das. Die Wissenschaftler verwenden verschiedene Arten von Tageszeiten. Der sogenannte durchschnittliche Sonnentag kommt den bekannten 24 Stunden am nächsten. Dieser ist übrigens etwa 4 Minuten länger als eine Umdrehung des Planeten um seine Achse.
Seit den 1970er Jahren verwenden Wissenschaftler Atomuhren, um die Länge des Tages zu messen. Diese Geräte sind in der Lage, die Zeit bis auf den kleinsten Bruchteil einer Millisekunde zu messen. Mit Hilfe dieser hochentwickelten Instrumente haben die Forscher herausgefunden, dass selbst ein durchschnittlicher Sonnentag, den wir im Folgenden einfach als Tag bezeichnen, nicht genau 24 Stunden dauert.
Während des gesamten halben Jahrhunderts, in dem Beobachtungen gemacht wurden, betrug die Dauer des Tages mehr als 24 Stunden. Darüber hinaus ist sie stetig, wenn auch sehr langsam, angestiegen. Mit anderen Worten: Der Planet verlangsamt seine Rotation.
Im Jahr 2020 hat sich dies jedoch geändert. Die Erdrotation hat sich zum ersten Mal in der aufgezeichneten Vergangenheit beschleunigt. Am 19. Juli 2020 wurde ein Rekord aufgestellt: Der Tag war 1,4602 Millisekunden kürzer als 24 Stunden. Zur Erinnerung: Eine Millisekunde ist ein Tausendstel einer Sekunde.
Es stellte sich heraus, dass sich der Planet am 19. Juli 2020 schneller um seine Achse drehte als je zuvor in der Geschichte der Beobachtung.
Es ist noch nicht bekannt, warum dies geschehen ist. Viele Faktoren beeinflussen die Erdrotation, von der Anziehungskraft des Mondes über die Schneemenge in den Polarregionen bis hin zum Laubfall in den riesigen Wäldern Russlands und Kanadas. Mit unserem Planeten ist höchstwahrscheinlich alles in Ordnung.
Das unerwartete Verhalten des Planeten könnte jedoch in Bereichen, in denen eine genaue Zeitmessung erforderlich ist (z. B. bei der Satellitennavigation), Probleme verursachen. Die Experten sind sich noch nicht einig, wie sie auf die Beschleunigung der Erdrotation reagieren sollen.
Text: Anatoli Glyantsev (Vesti.Ru) / Übersetzung: Daniel Heckmann / Bild: Pixabay
Mittwoch, 22. September 2021 - 16:36